Melanie Bütikofer
Portrait
Bis zum 9. Lebensjahr durfte ich eine harmonische Kindheit voller Lachen und Fröhlichkeit erleben. Als ich dann erfuhr, dass meine Eltern sich scheiden ließen, brach der Boden unter meinen Füssen weg. Mein Glaube an das Gute und an die Leichtigkeit war auf einmal wie weggeblasen. Ab diesem Moment versteinerte mein Herz und mein Vertrauen in die Menschen war weg. Ich sprang in den Überlebensmodus und passte mich so an, wie es gerade gewünscht wurde, ich performte bestmöglich, damit ich «funktionierte und gut durchkam» und damit ich niemandem zur Last fiel.
Oft hörte ich, dass ich für mein Alter schon so weit sei, dabei war dieses «weit sein» lediglich eine unbewusste Entscheidung, mein kindliches Sein und meine Bedürfnisse für eine Weile zu begraben. Innerlich spürte ich nichts mehr, außer Enttäuschung, Angst, Verletzung, Einsamkeit und eine unendliche Leere. Auch hatte ich ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein, von allen geliebten Menschen nächstens verlassen zu werden und ich konnte mich nur sehr schwer jemandem wirklich öffnen oder vertrauen. Zudem breitete sich eine Panik vor dem Tod und dem Sterben in mir aus. Mein inneres Gleichgewicht fehlte total.
Als sich in der Ausbildung meine beste Freundin das Leben nahm, drehte sich die innere Abwärtsspirale weiter. Trauer und Melancholie machten sich in mir breit. Ich blieb immer hart zu mir und ließ mir nichts anmerken. Im Außen war ich nach wie vor die liebe, brave und fleißige Melanie, doch in mir drin war es düster. Dies nahm solche Ausmaße an, dass mein Körper und mein Unterbewusstsein nachts deutlich mit mir zu sprechen begannen. Ich träumte kurios und wachte oft panisch und schweißgebadet auf. Doch dazumal wusste ich diese Zeichen noch nicht zu deuten. Also machte ich weiter wie bisher.